Man könnte auch von Déjà-vu sprechen: Im vierten Jahr in Folge verdienten Frauen 2023 in Hamburg für die gleiche Arbeit im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Während sie 23,03 Euro pro Stunde bekamen, lag der Satz für Männer bei 25,30 Euro. „Die Zahlen sagen klipp und klar: es hat sich überhaupt nichts getan in Sachen ‚gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘. Arbeitnehmerinnen verdienen knapp ein Fünftel weniger als Männer“, kritisiert Susanne Langhagel, Frauensprecherin Sozialverband Deutschland, SoVD-Landesverband Hamburg.
Auch der Hamburger SoVD-Landesvorsitzende Klaus Wicher macht sich keine Illusionen darüber, dass die Lohnungleichheit bzw. der Gender Pay Gap in der Zukunft ein Thema sein wird: „Geschlechtergerechtigkeit? Bei der Bezahlung von Arbeit sehe ich das an vielen Stelle gar nicht – die Lohnungleichheit wird bleiben. Sie fördert übrigens die klassische Rollenverteilung und verdammt Frauen dazu, sich eher um Familie und Kinder zu kümmern, weil das meist höhere Gehalt der Männer für die monatlichen Ausgaben gebraucht wird. Auch unser Steuersystem, und hier das Ehegattensplitting, sorgen dafür, dass es viel zu oft bei dieser Rollenverteilung bleibt.“
Ohne mehr Transparenz werde es nicht gehen: „Wir müssen mehr darüber reden, was wir für unsere Arbeit bekommen. Frauen sollten es wissen, wenn ihre männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit besser bezahlt werden. Nur so kann man ungerechte Strukturen erkennen und ansprechen. Ohne Transparenz können Frauen nur schwer für eine gute Bezahlung kämpfen.“
Weniger Verdienst, mehr Kindererziehung und Pflege von Angehörigen – Aufgaben, die zumeist Frauen übernehmen. Wenn es dann Richtung Rente gehe, werde vielen Frauen erst bewusst, wie nachteilig dies für sie ist. „Mehr als die Hälfte der Rentner:innen, die Ende 2022 in Hamburg Grundsicherung im Alter bezog, war weiblich. Die allermeisten davon haben in ihrem Leben gearbeitet, Kinder großgezogen, oft aber dann auch beruflich Abstriche zugunsten des Familienlebens gemacht. Sie haben zu wenig in die Rente eingezahlt. Ich plädiere dafür, ihre Care-Arbeit anzuerkennen, zu honorieren und dies auf die Rente anzurechnen“ fordert SoVD-Landesfrauensprecherin Susanne Langhagel.
Klaus Wicher warnt davor, das Thema zu verharmlosen: „Es gibt Parteien bei uns, die sich Frauen an den Herd zurückwünschen. Stattdessen brauchen wir aber eine moderne Gesellschaft, die für den Umgang ohne Unterschiede steht und in der Arbeit ohne Ansehen der Person gleichwertig entlohnt. Das sollte für uns alle selbstverständlich sein!“